Kolumnen

Die Angst vor dem Aufbruch
Hauptsache gesund
Kleine Lebenskünstler
Männer unterwegs




 

Kolumne für PRISMA Zeitschrift für gesundes Leben in Bayern – Ausgabe März/April 2004

Die Angst vor dem Aufbruch

Meine Mutter, eine waschechte Berliner Großstadtpflanze, folgte vor mehr als vierzig Jahren ihrem Ehemann in die hinterletzte Ecke der Opferpfalz. Seit diesem Umzug und dem damit erfolgten „Kulturschock“ brannte in ihr die Sehnsucht, irgendwann wieder in die geliebte Heimatstadt zurückzukehren. Da ergab sich, als sie kaum noch darauf zu hoffen wagte, plötzlich die Gelegenheit, diesen Herzenswunsch zu realisieren. Und wie es oft so ist, wenn man unverhofft am Ziel seiner Träume steht, wusste sie plötzlich nicht mehr, wie sie sich entscheiden sollte. Neben einigen anderen fragte sie auch mich um Rat. „Mama, du solltest es ausprobieren“, war meine Antwort „zurückkommen kannst du immer noch. Aber nichts finde ich schrecklicher als die Vorstellung, dass ich eine einmalige Chance tatenlos verstreichen ließ und dann immer mit dem nagenden Was-wäre-wenn-Gefühl leben müsste.“ Ich bin froh und auch ein bisschen stolz darauf, so deutlich meine Meinung geäußert zu haben, denn meine Mutter ist heute sehr zufrieden darüber, dass sie diesen Rat befolgt hat. Inzwischen ist sie tatsächlich schon lange wieder in den Bayerischen Wald zurückgekehrt, aber die quälende Sehnsucht in ihr ist ein für alle Mal gestillt. Wie schnell kann es jedem von uns passieren: Von heute auf morgen könnten wir etwas erreichen oder tun, von dem wir schon unser ganzes Leben geträumt hatten. Jetzt stellt sich heraus, ob die Träume nur Selbstzweck waren, um uns vom Alltag abzulenken oder ob sie so stark in uns brennen, dass wir die Gelegenheit beherzt am Schopf ergreifen. Natürlich können wir nie ausschließen, enttäuscht zu werden. Vielleicht zerplatzt unser Traum in der Realität wie eine schillernde Seifenblase. Aber auch wenn wir ent-täuscht wurden, heißt dies doch auch, dass wir nun mit einer Täuschung weniger leben und wohl einiges zum Thema Illusionen zu lernen hatten. In jedem Fall wird uns der Erfahrungswert erhalten bleiben. In der Regel bringt uns jedoch jeder neue Aufbruch, jedes Beschreiten eines neuen Weges, uns selbst ein Stückchen näher. Mit der Zeit wird unsere Angst immer kleiner und unser Mut immer größer werden. Wir lernen die Risiken besser abschätzen und entwickeln einen untrüglichen Instinkt dafür, wohin uns die Sehnsucht unserer Seele führen möchte. Ich wünsche allen, die sich am Anfang, auf der Mitte oder bereits mehr am Ende ihres Weges befinden, weiterhin das nötige Vertrauen und die Freude, immer wieder nach dem eigenen Pfad zu suchen.

(Copyright: Barbara Forster)

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Kolumne für PRISMA Zeitschrift für gesundes Leben in Bayern – Ausgabe Mai/Juni 2004

Hauptsache gesund

Als Kind fand ich die Gespräche zwischen Erwachsenen manchmal recht sonderbar. Besonders wunderlich fand ich es, wenn nach dem Austausch über die kleinen und größeren Problemchen des Alltags ein Satz so sicher wie das Amen in der Kirche folgte: „Aber Hauptsache, man ist gesund.“ Meist wurde dies noch mit einem tiefen Seufzer begleitet. Was sollte das ganze Theater? Gesundheit – das war doch so normal wie zur Schule gehen oder Mittagessen! Ich konnte damals wirklich keinen Grund entdecken, warum um so etwas Selbstverständliches immer so ein Getue veranstaltet wurde. Erst viele Jahre später erinnerte ich mich wieder daran, als ich mich beim Gespräch mit einer Freundin das erste Mal bei einem „Ach weißt du, Hauptsache wir sind gesund.“ ertappte. Es ist schon bemerkenswert, wie sich der Blickwinkel mit den Jahren und der persönliche Erfahrung verschiebt. Manchmal denke ich, gewisse Tiefschläge und Krisen bekommen wir nur serviert, damit wir wieder schätzen lernen, wie viele Geschenke der Alltag Tag für Tag bereithält. Das Gespräch mit einem guten Freund, die warme Wohnung, der volle Kühlschrank, das funktionierende Auto, am Morgen gesund aufwachen .. die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Wenn ich mich mal wieder über gewisse Banalitäten unangemessen aufgeregt habe, hilft mir eine kleine Übung, wieder ins Lot zu kommen. Kurz vorm dem Einschlafen lasse ich meinen Tag nochmals Revue passieren. Statt weiter darüber nachzugrübeln, was alles schief gelaufen ist, konzentriere ich mich darauf, den Tag von morgens bis Abends unter dem Gesichtpunkt, was ich alles Gutes erlebt habe und worüber ich mich freuen durfte, zu betrachten. Für alle diese Dinge spreche ich meinen aufrichtigen Dank aus. Der Effekt dieser Übung ist ein unmittelbares Empfinden von Fülle und Segen im Leben. Wenn das Herz voller Dankbarkeit ist, gibt es keinen Platz für Mangelgefühle und Unzufriedenheit. Und gesund ist es allemal, wenn wir verhindern, dass uns der Ärger im Magen liegt, das Herz abdrückt, die Kehle zuschnürt oder auf den Schultern lastet. Manchmal liegt der Schlüssel zu einer besseren Gesundheit bereits in unserer Betrachtungsweise. Da kann es sogar sehr wirkungsvoll sein, wenn wir aus tiefster Überzeugung sagen: „Hauptsache, ich bin gesund.“

(Copyright: Barbara Forster)

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Kolumne für PRISMA Zeitschrift für gesundes Leben in Bayern – Ausgabe Aug./Sept. 2004

Kleine Lebenskünstler

Kleine Kinder kennen es noch – dieses natürliche, ohne irgendeine verkrampfte Willensanstrengung gesteuerte, „Da“sein im Augenblick. Wenn sie spielen, dann spielen sie und überhören in ihrer Versunkenheit auch die zehnte Aufforderung zum Abendessen. Wenn sie sich über etwas amüsieren, kichern und albern sie so hemmungslos herum, dass sie damit auch strengste Gemüter zu einem Lächeln bewegen. Wenn sie sich ein Eis wünschen, teilen sie dies ohne Umschweife und in unüberhörbarer Lautstärke ihrer Umgebung mit. Wenn sie ein krankes Tier finden, lassen sie ihrem Mitleid und den Tränen ungeniert freien Lauf. Kleine Kinder fragen nicht nach dem Gestern und planen schon gar nicht für die Zukunft. Sie leben uns so völlig mühelos vor, was wir erst Jahre später wieder mit erheblicher Anstrengung und nach einigen Blessuren lernen – das Leben im Hier und Jetzt. Schade, dass die meisten von uns diesen Seinszustand so völlig vergessen haben. Aber einhergehend mit Erziehung und Vorschriften, in Kombination mit Verantwortung, Pflichten und Erwartungshaltungen gelingt es leider nur noch selten, in enger Verbindung mit der eigenen Intuition zu bleiben. Unser Kopf rotiert, der Verstand hat das Kommando übernommen und wir wissen überhaupt nicht mehr, wie gut es sich anfühlt, gemäß unseren wahren Bedürfnissen und Neigungen zu leben. Rein theoretisch habe ich die Lehre vom Hier und Jetzt schon begriffen, aber oft macht mir der Alltag wieder einen Strich durch die Rechnung. Umso glücklicher fühle ich mich dann, wenn die Momente vollkommener Zufriedenheit mit dem was gerade ist, vermehrt wiederkehren. Es sind kostbare Augenblicke inneren Friedens, wenn ich z.B. mit Hingabe ein Essen zubereite, in der Abendsonne ein Glas Wein genieße, mit Kollegen engagiert diskutiere oder ganz bewusst die Hand meines Herzallerliebsten spüre. Meistens geht es mir auch so, wenn ich lachende und schwatzende Schulkinder auf der morgendlichen U-Bahn-Fahrt beobachte. Und falls Sie demnächst mal an einem kleinen Mäuerchen vorbeigehen und plötzlich die kindliche Regung verspüren, darauf herumzubalancieren, dann tun Sie es doch einfach. Denn wer weiß, ob Sie hier je wieder vorbeikommen. Und falls Sie jemand schief ansieht, hat er vielleicht nur vergessen, wie viel Spaß es macht, im Hier und Jetzt zu sein!

(Copyright: Barbara Forster)

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Kolumne für PRISMA Zeitschrift für gesundes Leben in Bayern – Ausgabe Mai/Juni 2005

Männer unterwegs

Wissen Sie, wie Sie sich garantiert Ärger einhandeln können? Fragen Sie doch einfach Ihren Partner, wenn er sich schon seit vier Wochen mit Rückenschmerzen oder einer starken Erkältung herumplagt, ob er sich schon mal gefragt habe, inwieweit es noch einen anderen Grund als den rein körperlichen für seine Beschwerden geben könnte. Au weia, das kann ins Auge gehen! Es fällt Mann leider immer noch etwas schwer, einen tieferen Blick hinter die Kulissen zu wagen. Denn dieser Blick könnte ja in verworrene Gefühlsebenen führen, in unbekannte Gänge und Labyrinthe mit verschlossenen Türen vor suspekten Innenräumen. Nein, also bitte, dann doch lieber zweimal täglich eine Spritze oder die Doppelladung Antibiotika! Manche Männer schlagen sich lieber mit einer Machete durch den Busch, als sich auf sich selbst einzulassen. Dabei könnte diese Entdeckungsreise in ihre unbekannte, wunderbare Seelenlandschaft abenteuerlicher und bereichernder werden als jede Camel-Tour. Und da wir Frauen – bis jetzt – wesentlich sicherer auf den Gefühlspfaden unterwegs sind, bieten wir euch hier gerne unsere Begleitung an. Wie ihr ja selber aus jahrelanger Erfahrung wisst, sind wir Frauen wahre Spezialistinnen des Gefühlslebens – und haben euch mit unseren Analysen sicher mehr als einmal genervt. Aber wir wissen halt auch, wie hilfreich es ist, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, um die Ursachen an den Wurzeln zu erkennen. Ihr würdet doch euer Auto auch bis aufs letzte Schräubchen auseinander nehmen, um einen Defekt dauerhaft zu beheben! Wir freuen uns sehr liebe Männer, wenn ihr euch auf eure ganz persönliche Reise macht, um alle eure Seelenanteile, nicht nur die männlichen, sondern vor allem auch die weiblichen, kennen zu lernen und auszudrücken. Denn wer sich auf sich selbst einlassen kann, ist auch bereit und fähig, sich anderen wirklich zu öffnen und hinzugeben.

(Copyright: Barbara Forster)

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